Als ich in den Flieger nach München gestiegen bin, habe ich jede Sekunde gehofft, dass irgendwas oder irgendwer mich aufhalten wird. Leider war das nicht so.
Der Flug verlief reibungslos und ich habe mich gefreut meine Familie wieder zu sehen. Aber ich muss zugeben, dass ich alles nur sehr verschwommen wahrgenommen habe, ich war wie in Trance. Ich habe gehofft es war ein schlechter Traum, aus dem ich noch nicht aufgewacht bin und dass ich eigentlich noch in meinem Bett in Chiang Rai liege. Dieses Gefühl hat sich das ganze Wochenende gezogen.
Klar, es war wirklich schön meine Freunde und generell alte, bekannte Gesichter zu sehen, aber mein Herz war bzw ist einfach noch in Thailand.
Am Sonntag bin ich wie gewohnt zur Kirche gegangen, habe ministriert und habe nach dem Gottesdienst wie immer mit meiner Schwester die Kinder aus der Gemeinde im Tanzen unterrichtet.
Ja, alles war wie immer, aber doch so anders. Ich bin anders. Same same. But different. Dieses Mal sind mir so viele Sachen durch den Kopf gegangen, Fragen wie “Will ich wirklich hier sein? Was habe ich hier für eine Funktion? Werde ich hier gebraucht?”. Ich habe sogar schon direkt am Tag nach meiner Ankunft nach Flügen nach Thailand geschaut.
Ich weiß nicht, ob man das als Leser nachvollziehen kann, man muss denke ich selber so etwas erlebt haben, damit man versteht, wieso ich so an Thailand und den Menschen, die ich kennengelernt habe, hänge. Trotzdem, versuche ich es zu erklären, vielleicht ist es ja für einige ein Pro-Argument auch ins Ausland zu gehen.
Nachdem ich mich im Norden Thailands eingelebt habe, war es nicht mehr mein Einsatzort, sondern mein Zuhause. Jeder Tag, auch schlechte Tage, waren für mich wie ein Geschenk.
Ich durfte den liebsten und fröhlichsten Kindern Englisch beibringen, eine super nette WG kennenlernen, sowie mich mit einer lustigen, mich immer willkommen heißenden Gruppe von Thais anfreunden. Ohne diese Menschen wäre mein Trip sicher nur halb so schön.
Anfangs war ich enttäuscht, dass ich nur ein Monat arbeiten kann, weil die Ferien im März beginnen, aber jetzt im Nachhinein bin ich so froh, dass ich die Chance und Zeit hatte, die Menschen, mein Umfeld und die Kultur Thailands kennenzulernen.
Den ganzenh Aufenthalt über habe ich eine Sache erlebt, die ich so in Deutschland nie hatte. Freiheit. Auch wenn ich hier in Deutschland noch nicht viel gemacht habe, fühle ich mich jetzt schon wieder etwas eingeengt. Ich habe das Gefühl die Gesellschaft schreibt dir vor, wer du sein musst, deine Entscheidungen werden schnell verurteilt.
Aber in Thailand war ich frei. Meine Entscheidungen habe ich alleine getroffen.
Ein weiterer Grund wieso ich mich so wohl gefühlt habe, ist auf jeden Fall, dass ich gebraucht wurde. Besonders eben im Kinderheim habe ich gemerkt, wie wichtig es auch für die Leiter ist, dass ich da war, um die Kinder zu unterrichten. Dieses freiwillige Helfen bedeutet ihnen so viel und schätzen sie so sehr. Ich war glücklich, dass ich ihnen einen Gefallen tun konnte.
Mag blöd klingen, wenn ich sage, dass ich in Thailand der Mensch bin, der ich wirklich bin bzw sein möchte. Okay an dieser Stelle könnte man fragen, ob es in Deutschland wirklich soo schlimm ist oder ob ich wirklich unterdrückt werde. Nein, so gesagt ist das auch nicht. Aber das ist echt schwer zu beschreiben, was alles in mir vorgeht. Sagen wir so, dadurch dass ich in Thailand so akzeptiert werde wie ich bin, bin ich frei und kann so sein wie Ich nun mal bin, egal wo.
Ich habe mich die Tage wo ich wieder in Deutschland bin ganz oft gefragt, wieso ich so gerne mit den Thais unterwegs war, obwohl wir nicht immer die intensivsten Gespräche hatten.
Ja, ich kann zwar einigermaßen gut Thai sprechen, aber an Vokabular mangelt es trotzdem und Schreiben oder Lesen kann ich gar nicht. Trotzdem hat man sich irgendwie immer verstanden. Die Mimik und Gestik allein hat gereicht, um sich zu verstehen. Dadurch wird denke ich die Verbindung noch stärker, wenn man sich sogar ohne Worte versteht.
Man sagt Kommunikation ist wichtig, aber es gibt verschiedene Arten von Kommunikation.
Hier in Deutschland wurde ich geboren, also ist Deutsch wie meine Muttersprache. Ich komme überall klar, kann jeden nach dem Weg fragen, kann anderen Leuten helfen und vieles mehr.
Aber in Thailand ist es eine andere Form von Verständnis. Eine tiefere. Ich sage jetzt nicht, dass wenn ich einen willkürlich aus einer Menschenmenge gewählten Thai sehe, diese Person sofort kenne. Aber sobald ich einige Male mit der Person Zeit verbringe, ist es wie als würde man sich schon lange kennen.
Sicherlich denken sich einige ich habe mir das eingebildet, so positiv wie ich das Ganze beschreibe kann das gar nicht gewesen sein oder dass ich zu viel träume.
Darf man das denn nicht mehr? Träumen? Menschen träumen zu wenig. Ein Traum ist nichts Unmögliches. Du sollst Träume haben, um sie zu verwirklichen.
Wir Menschen haben wohl zu viel Angst vor dem Versagen. Ich denke das ist eines der wichtigsten Dinge, die ich aus Thailand mitnehme. Lebe deinen Traum. Jaa das hat man schon oft gehört. Aber wer bitte setzt das um??? Zu wenige.
Mein Traum war es schon immer Menschen zu helfen. In Thailand konnte ich das. Natürlich, in Deutschland gibt es auch Menschen, die Hilfe brauchen, aber in Thailand sind es einfach mehr Menschen. Eigentlich gibt es überall auf der Welt Not, leider kann ich nun mal nicht überall helfen, deshalb helfe ich da wo ich helfen kann und auch wirklich gerne bin.
Die ehrenamtliche Arbeit, die ich mit meinen Schwestern in der Kirche leiste (Sing- und Tanzunterricht für die Kinder unserer Gemeinde) ist natürlich auch eine Art Hilfe für die Kinder, sich zu entfalten. Aber ich möchte mehr tun, ich möchte mehr helfen. Außerdem werde ich dort nicht unbedingt gebraucht. Meine Schwestern würden das locker ohne mich schaffen. Im El Shadai Orphanage habe ich gespürt, dass sie mich brauchen und beim Abschied habe ich gemerkt, wie wertvoll dieser Austausch war. Ich habe ihnen Englisch beigebracht und im Gegenzug haben sie mir einen wunderschöne Zeit mit viel Freude geschenkt.
Wie sehen nun meine Zukunftspläne aus? Ich werde arbeiten, um so viel Geld zu verdienen, dass ich regelmäßig Spenden ans Kinderheim schicken kann und sie natürlich auch öfters mal besuche. Um später fest im sozialen Bereich arbeiten zu können, muss ich nun mal studieren, also hoffe ich irgendwo in München für das Wintersemester einen Platz zu bekommen.
Das ist vielleicht sehr weit in die Zukunft gegriffen, aber ich habe mit dem Gedanken gespielt, nach meinem Studium möglicherweise nach Thailand zu ziehen. Bis dahin ist noch vieeel Zeit und es wird sich sicher einiges ändern, aber für das Hier und Jetzt habe ich mich dazu entschieden darauf hin zu arbeiten.
Das ist noch nicht mein letzter Post – einen wird es noch geben. Worüber? Lasst euch überraschen 😉 Eins kann ich sagen: So viel Text wie bei diesem Eintrag wird’s nicht. Deshalb jetzt schon mal meine Schlussworte:
Ich bin froh, dass ich mich, nach einem Motivationsschub, dazu entschlossen habe einen Blog zu schreiben. So konnte ich alle meine Gedanken abtippen, die ich nicht unbedingt laut sagen würde.
Ich hoffe es war einigermaßen interessant zu lesen und an die, die überlegen einen Freiwilligendienst im Ausland zu machen: Ich kann es euch nur empfehlen, natürlich wird das nicht genauso ablaufen wie bei mir, aber eine Ladung Erfahrung, egal ob schlechte oder gute werdet ihr auf jeden Fall mitnehmen!
Jetzt noch ganz random einige meiner Lieblingsfotos von meiner Reise in Thailand 🙂


Meine Party-Chicks 😛

Alles ist so viel schöner, wenn man mit den Liebsten ist 🙂

Wir haben Schnitzel und Bratkartoffen für unsere Thai Freunde als Dankeschön gekocht. Zumindest haben wir’s versucht 😀

Im Dorf der Eltern von Mon

Nidd, die mir (sieht man auf dem Bild leider nicht) zwei Armbänder geschenkt hat

Selfies beim Trampen auf dem Pick Up 😀

Ein wunderwunderschöner Ort in Bangkok

#ThaiSwag

Das süßeste Baby überhaupt *_*

Die lieben Kids aus dem Heim

Mein kleiner Prinz Charming mit dem Vater von Mon

Trip in Chiang Mai mit unseren Thai Freunden

Surasak und Mon haben mir diese schöne Lahutasche geschenkt



Mein absolutes Lieblingbild. Ich war zwar nicht bereit, weil es einige Anläufe gebraucht hat, bis das Foto geschossen wurde, aber es war der Moment nachdem Nami mir das wunderschöne, selbstgemachte Armband geschenkt hat, 1 Tag vor meiner Abreise. Ein Moment, den ich so leicht nicht vergessen werde 🙂